Mein Lebenslauf

Am 26. Oktober 1994 um 5.00 Uhr kam ich nach einer sehr stressigen und komplizierten Geburt auf diese Welt. Mama und Papa haben sich sehr gefreut. Nach kurzer Zeit konnte ich meine Augen nicht mehr offen halten, ich schlief ein. Als ich dann schon ein paar Stunden geschlafen hatte, machte Mama sich Sorgen. Sie sprach mit den Schwestern, die dann einen Arzt holten. Der hat mich dann mit dem Babynotarzt in die Uni-Kinderklinik nach Bonn geschickt, weil ich nicht mehr wach werden konnte. Dort wurden dann sehr viele Untersuchungen und Tests mit mir gemacht. Keiner konnte Mama und Papa sagen, was mir fehlt.

Nach ein paar Tagen ging es mir etwas besser, so daß ich nach der letzten Untersuchung am 11. November 1994 das erste Mal mit nach Hause fahren durfte. Ein paar Tage später bekam ich meinen ersten epileptischen Anfall. Meine Eltern waren geschockt und gingen gleich wieder mit mir zur Ärztin. Die schickte uns dann sofort wieder in die Kinderklinik. Von nun an wurde versucht, mit verschiedenen Medikamenten diese blöden Anfälle unter Kontrolle zu bringen. Leider ohne Erfolg. Mir ging es wieder und wieder schlechter. Ich konnte nicht mehr selber die Flasche leer trinken und schließlich nicht einmal mehr schreien oder die Augen offen halten. Die Ärzte machten Papa und Mama wenig Hoffnung auf Besserung und schlugen dann Ende März 1995 vor, mich mit nach Hause zu nehmen, weil man nichts mehr für mich tun könnte. Mama, damals im Erziehungsurlaub, kündigte Ihren Job bei der Kreissparkasse, um nur noch für mich da sein zu können.

Papa arbeitete zu dieser Zeit in einer Abteilung der Sparkasse. Da meine Eltern mich nicht verlieren wollten, suchten sie nach einer Alternative und fanden Sie. Sie fuhren schon am nächsten Morgen ganz früh mit mir nach Euskirchen zu einer klassischen Homöopathin. Sie hat sich unsere Geschichte ganz genau angehört. Dann hat sie noch Fragen gestellt und in ihren Büchern gelesen.

Schließlich glaubte sie die Ursache der ganzen Misere gefunden zu haben. Ich habe wohl eine Allergie auf Narkosemittel (Mama hat während der Geburt so was bekommen). Deshalb dann wohl auch die zunehmende Verschlechterung unter dem Einfluß der Medikamente. Endlich hatten Papa und Mama ein wenig Hoffnung, daß noch alles gut werden könnte. Nicht ganz. Meine Überlebenschance schätzte man mit etwa 10% ein. Das ist wohl nicht sehr viel gewesen. Die Homöopathin begann noch am selben Tag mit ihrer Behandlung. Ich merkte schnell, daß da etwas mit mir passierte. Ich machte einen Entzug der Medikamente durch.

Zwei Wochen dauerte der Kampf gegen Anfälle, Übelkeit, Erbrechen und Angstzustände. In einer dieser Nächte mußte ich mich entscheiden, ob ich nun leben oder sterben wollte. Ich wollte leben! Von da an ging es dann in winzig kleinen Schritten bergauf. Ich kam in die Frühförderung der Lebenshilfe in St. Augustin, bekam Krankengymnastik und wurde alle drei Wochen von einer lieben Heilpädagogin betreut. Meine Eltern waren froh, mit der Situation nicht mehr alleine zu sein. Auch sie wurden in die Betreuung mit einbezogen.

Anfang 1996 wurde ich dann zusätzlich von der Frühförderung der Blindenschule gefördert. Ich bekam ca. alle drei Wochen Besuch von einer sehr lieben Betreuerin, die mir half, meine Augen zu trainieren. Das war am Anfang sehr anstrengend, macht aber auch sehr viel Spaß. Sie betreut mich solange, bis ich in die Schule gehen werde.

In der Zeit Ende 1996, Anfang 1997 hörte Mama dann von einer speziellen Musiktherapie in Belgien. Sie besorgte sich Unterlagen darüber und zusammen mit Papa beschloss sie, daß wir das versuchen mußten. Denn ich konnte zwar meine Augen wieder aufmachen, schreien und auch wieder aus der Flasche trinken, doch sonst leider nichts. Das Gleichgewichtsgefühl war völlig verschwunden. Doch genau das sollte sich durch die Musiktherapie nach Prof. Tomatis bessern. Wir hatten Glück. Mittlerweile gab es in Köln ein Tomatis-Institut, so daß wir nicht nach Belgien reisen mußten. Im Sommer 1997 habe ich dann mit dem Musikhören angefangen. In Abständen von ein paar Wochen wurden die Sitzungen dann wiederholt. Und siehe da, ich konnte nachher meinen Kopf alleine halten und auch viel besser gucken, weil meine Augen nicht immer so sehr verrutschten. Und so konnte ich auch bei der Sehfrühförderung besser mitmachen. Zwischendurch haben meine Eltern ein Häuschen gebaut, denn wir wohnten in der 1. Etage in einem Mehrfamilienhaus. Mama fiel es immer schwerer mich rauf und runter zu tragen, und die vielen Hilfsmittel hatten keinen Platz. Meinen Wagen mußte Mama immer in den Kofferraum vom Auto verfrachten, weil das Treppenhaus zu eng war.

Im Dezember 1997 sind wir dann umgezogen. Jetzt kann ich mit meinem Wagen überall hin gefahren werden, sogar bis auf die Terrasse. Im Erdgeschoß habe ich jetzt ein kleines Therapiezimmer in dem ich turnen und spielen kann. Im Frühjahr 1998 fuhr Mama mit mir das erste Mal in die Kindertagesstätte nach Altenrath. Dort durfte ich dann einmal die Woche für 2-3 Stunden zur Eingewöhnung bleiben.

Das hat mir gut gefallen und ich konnte den ersten richtigen Kindergartentag kaum noch erwarten. Im Sommer war es dann soweit. Die Leute dort wissen sehr gut, was Kindern gut tut. Außerdem bekomme ich dort Krankengymnastik, Ergotherapie und Logopädie. Trotz gewisser Fortschritte, kann ich bis heute nicht sitzen, laufen oder sprechen. Viele Sachen machen mir einfach Angst, weil ich sie nicht richig wahrnehmen und verstehen kann. Irgendwann sahen Papa und Mama einen Bericht über Delphine, die behinderten Kindern helfen, im Fernsehen. Sie besorgten sich die Kontaktadresse des deutschen Fördervereins in Düsseldorf. Sie forderten die Infos an und überlegten nun, ob das etwas für mich sein könnte. Nach langem hin und her, ob der Flug für mich nicht zu anstrengend wäre und wie man das ganze wohl finanzieren sollte, haben sie sich dafür entschieden. Am 22. Februar 2000 kam dann die tolle Nachricht per Luftpost aus Florida. Ich kann schon dieses Jahr im August dorthin fliegen und mit den Delphinen schwimmen. Meine ganze Familie freut sich nun darauf und hofft, daß meine Ängste und auch die epileptischen Anfälle sich noch weiter bessern werden. Ich hoffe das natürlich auch.

 

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